Willkommen im virtuellen Museum der Wissenschaft |
DAS MIKROSKOP - SEIT 400 JAHREN WERKZEUG DES LEBENSWISSENSCHAFTLERS
SEUCHEN, RUHM und PARASITEN
Erst durch das das
Mikroskop konnte der Mensch Massnahmen
gegen Krankheiten wie Pest, Pocken, Tuberkulose und Milzbrand entwickeln. Die grössten Geiseln der Menschheit
im letzten Jahrtausend waren die grossen Kriege, die Pest und die Cholera. Nach
der ersten grossen Pandemie im 14. Jahrhundert überschattete der „schwarze Tod“
jahrhundertelang Europa und setzte sich in den Köpfen der Menschen als das
Entsetzen schlechthin fest. Die Cholera wurde vor allem im 19. Jahrhundert das
Sinnbild für Krankheit und Tod. Der schweizerische Maler Arnold Böcklin
(1827-1901) hat den Schrecken der Pest in einem geflügelten Drachen ausgedrückt,
auf dem der Tod als Sensenmann reitet. PockenimpfungDer Erfinder der Impfungen ist Edward
Jenner (1749-1823),
zwar nicht - er hat sie aber entscheidend in ihrer Akzeptanz gefördert. Schon
Jahrhunderte zuvor gab es Impfungen mit
Menschenpocken in Indien, China und der Türkei. Dabei wurde Pocken-Eiter von
leicht Erkrankten mit einer Nadel auf Gesunde übertragen (Variolation). Elf Jahre lang hat die WHO bei jedem
weltweitgemeldeten Ausbruch der Pocken mit Massenimpfungen reagiert, dann schien
der mörderische Erreger besiegt. Zum erstenmal in der Medizingeschichte hatte
man eine Krankheit ausgerottet. Übrig bleiben offiziell zwei Bestände, einer im
Hochsicherheitslabor der US-Seuchenbehörde CDC in Atlanta, der andere im
Staatlichen Russischen Forschungszentrum in Nowosibirsk. Aber auch heute noch
bestehen begründetet Befürchtungen, dass nicht registrierte Viren vorhanden sind
und diese als Waffe eingesetzt werden könnten. Seit 1998 liegt der US-Regierung
ein Bericht vor, demzufolge Nordkorea und der Irak über Pockenviren verfügen.
Milzbrand (Anthrax)Der am 25. Mai 1800
geborene Wipperfürther Arzt Aloys Pollender wird als der Entdecker des
Milzbrandbazillus (bacillus anthracis)
bezeichnet. Damit hat sich erstmals ein Forscher bewußt auf die Suche nach einem
Contagium animatum begeben und auch zum ersten Male den Namen Bazillus
mit einer Seuche in Zusammenhang gebracht.
Milzbrand wird durch das Bakterium
Bacillus anthracis verursacht und ist primär eine Erkrankung von Huftieren.Er
kann aber auf alle Säugetiere übertragen werden und ist daher auch für den
menschen gefährlich.Die drei Verlaufsformen sind unterschiedlich gefährlich. Die
gefährlichste Variante, zu 100 % tödlich ist der Lungenmilzbrand, dazu muss
erregerhaltiger Staub eingeatmet werden.Glimpflicher verläuft der Hautmilzbrand
- er ist unbehandelt zwischen 3 und 5 % tödlich.Wird frühzeitig mit
Antibiotika behandelt, gibt es gute Heilungschancen.
Am Ende des Jahres 2001 sind
terroristische Nadelstiche weltweit zu verspüren. Sie lähmen Menschen und
Wirtschaft. Weisse Pulver in den USA verschickt, enthielten Anthraxsporen.Mehr
als 3000 Warnhinweise sind in den USA bereits eingegangen, davon waren 30
(Anfang November) positiv. Bei 5 Menschen ist Milzbrand
ausgebrochen. Robert Koch
|
Im Jahr 1890 wurde in
Berlin der X. Internationale medizinische Kongreß im Zirkus Renz mit viel Pomp
und Getöse veranstaltet. Die Namen der drei Redner der Eröffnungssitzung waren
gleichsam das Programm der herrschenden Aufbruchsstimmung in der Medizin: Rudolf
Virchow, Joseph Lister und Robert Koch. Die Berliner Klinische Wochenschrift
resümierte in ihrer Ausgabe vom 11. August: "Verehren wir alle in Virchow den
Begründer der neueren medizinischen Forschung überhaupt, so bezeichnet uns der
Name Lister den größten, segensreichsten Fortschritt praktischer Heilkunst
während unserer Zeit - gemeint ist die Bekämpfung des Kindbettfiebers -,
derjenige Kochs die Erschließung eines neuen, zunächst rein wissenschaftlichen
Arbeitsfeldes, dessen unermeßliche Bedeutung auch für die eigentliche Medizin
von Tag zu Tag mehr hervortritt."
Robert Koch hielt dort einen Vortrag über “bakteriologische Forschung". Das neue
selbständige
Fach Bakteriologie hatte sich etabliert. Aber die preußische Regierung erwartete
von Koch mehr.
Er sollte sein neu entwickeltes Heilmittel gegen
Tuberkulose vorstellen. Obwohl er sich mehr als vorsichtig über erste
Experimente an Meerschweinchen mit einem
Impfstoff äusserte, löste er, begünstigt von der Erwartungshaltung, unter den
fast 5000 Besuchern des Kongresses mindestens das gleiche Aufsehen wie seine
Entdeckung des Tuberkelbazillus aus. Die Hoffnungen wurden bald gedämpft,
nachdem tausende von TB-Kranken nach Berlin pilgerten und starben, weil das
Tuberkulin in seiner Entwicklung noch nicht ausgereift war und kaum wirkte.
Man nannte die Pest den Schwarzen Tod,
weil sich auf den Körpern der Kranken dunkle Beulen bildeten, die Haut sich
schwarz verfärbt und abstirbt..
Gelangten Pestbakterien über das Blut in die Atemwege, wurde aus der Beulenpest
die noch ansteckendere Lungenpest. 30 Millionen Menschen fielen im
mittelalterlichen Europa der
Pest zum Opfer.
Es handelt sich dabei um eine bei Nagetieren vorkommende Erkrankung, die
durch Parasiten
wie z.B. Rattenflöhe auf Menschen übertragen werden kann.
Es besitzt die Gestalt kleiner plumper Stäbchen.
Heute sterben noch jährlich weltweit 60'000-80'000 Menschen an der Pest und 3-4
Millionen an Malaria. Die Meldepflicht für solche Krankheiten ist in der Schweiz
seit 1886 obligatorisch. Heute sterben mehr Menschen an Krebs und Aids als an
allen anderen Seuchen (Pocken, Pest, Malaria) zusammen.
Die Ursache der Pest
blieb lange ein Rätsel. Erst im Jahre 1894 konnte der Schweizer Biologe
Alexandre Yersin die Pestbakterien unter dem Mikroskop identifizieren.
Bereits im 14. Jahrhundert wurde in Europa die Quarantäne eingeführt.
Rigoros wurden Menschenansammlungen verboten, die Pestkranken isoliert und
Einrichtungen wie Badestuben, damals ein wesentlicher Teil des öffentlichen
Lebens, geschlossen.
Mit der Entdeckung
des Malariaerregers durch LAVERAN 1894 war zwar die Ursache der Krankheit
bekannt, doch deren Übertragung blieb weiterhin unklar.r schrieb 1894 dazu: "Ich
war der Überzeugung, dass der Mikroorganismus ausserhalb des menschlichen
Körpers existierte, am wahrscheinlichsten als Parasit von Stechmücken.”
Schon zwei Jahre vorher hatte ein in Indien geborener und tätiger britischer
Militärarzt, RONALD ROSS (1857-1932), mit Forschungen zur Übertragung und
Bekämpfung der Malaria begonnen. Es war ihm nicht gelungen, die von LAVERAN
entdeckten Parasiten im Blut von Malariapatienten zu entdecken und er vertrat
deshalb lange die These, Malaria sei hauptsächlich eine Infektion des
Darmtraktes.
Allmählich wurde ihm klar, dass er sich in seiner bisherigen Forschung mit den
falschen Stechmückenarten beschäftigt hatte. Als er daraufhin Anophelesmücken
einsetzte, machte er am 20. August 1897 eine Entdeckung: Während er den Magen
einer Anophelesmücke untersuchte, die vier Tage vorher infiziertes Blut
aufgenommen hatte, sah er in seinem Mikroskop eine klare und beinahe
kreisförmige Linie, in deren Mitte sich ein Haufen von schwarzen Pigmenten
befand. ROSS hatte die Oozystenphase des
Malariaerregers entdeckt.
25.11.01 Kurt Paulus