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DAS MIKROSKOP - SEIT 400 JAHREN WERKZEUG DES LEBENSWISSENSCHAFTLERS
WERKZEUGMACHERUm die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert baute der Optiker John Marshall (1663-1725) ein etwas schwerfälliges Mikroskop, das an die Konstruktionen von Hooke angelehnt war. Neu war ein beweglicher Kondensor unter dem Objekttisch, welcher die Untersuchungen im Durchlicht erheblich verbesserte.
Grosse Fortschritte gab es in
England, wo sich der Instrumentenmacher Edward Culpeper (1660- ca.1740)
um eine sinnvolle Vereinfachung des Marshall-Mikroskops bemühte. Er
führte die "Zwischenlinse" ein und konstruierte etwa 1730 ein billiges
und praktisch zu handhabendes Instrument.
Neu waren daran die
Feineinstellung durch Verschieben des Tubus in einer Hülse und der in der
optischen Achse stehende Hohlspiegel, was eine besondere Kondensorlinse unnötig
machte. Für Auflichtuntersuchungen gab es
am Rand des Mikroskoptisches eine verstellbare Kollektorlinse.
Immer wieder in der Geschichte ist es
vorgekommen, dass grosse Wissenschaftler notwendige Entwicklungen in der
Wissenschaft kraft ihrer Autorität behindert haben. So war es Rudolf Virchow
(1821-1902), der nach der Entdeckung des Neandertalers durch Fuhlrott
(1803-1877) im Jahre 1856, den Fund als Schädel eines rachitischen Kosaken
bezeichnete und die Forschungen um fast 15 Jahre verzögerte. Obwohl der
Strassburger Anatom Schwalbe beweisen konnte, dass es sich um ein
prähistorisches Skelett handelte, blieb Virchow bis an sein Lebensende bei
seiner falschen Behauptung. Erst im Jahre 1774, also mehr als 40 Jahre nach Newtons Tod, setzte Benjamin Martin (1704-1782) als erster ein achromatisches Linsensystem, eine Kombination aus Kron- und Flintglas, in ein Mikroskop ein. Diese Änderung, ein sogenannter Milestone, brachte einen beachtlichen Fortschritt und manifestierte endlich den grossen Vorteil des zusammengesetzten Mikroskops vor dem einfachen Mikroskop.
John Cuff (ca. 1708‑1772), war einer der vielen Feinmechaniker, die Culpeper´s Instrument weiterzuentwickeln versuchten. Er versah seine Mikroskope mit einer feststehenden Stativsäule, gegen die der Tubus durch eine Schraube, bei späteren Modellen durch Zahnrad und Zahnstange bewegt werden konnte. Dadurch wurde erstmals eine genaue Feinjustierung der Fokussierung in die Brennebene möglich
Ein brauchbares Messinstrument
Ein katadioptrische Mikroskop (Spiegelmikroskop) von Giovanni Battista Amici (1786-1868). Es kommt zu keiner chromatischen Aberration, weil ein Hohlspiegel als Objektiv dient. Dieses Mikroskop wurde ab ca. 1825 hergestellt. Amici entwickelte auch das erste Immersionssystem, bei dem ein Flüssigkeitstropfen zwischen Objekt und Objektiv eine erhebliche Steigerung der Auflösung mit sich brachte.
Die achromatischen Systeme, die Joseph von Fraunhofer (1787‑1826) in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Glastechniker Pierre Guinand (1748‑1824) in der optischen Werkstätte von Josef von Utzschneider (1763– 1840) in Benediktbeuren anfertigte, hatten erhebliche Mängel - sie hatten keine ausreichende Vergrösserung. Dennoch ist sein Werk für die weitere Entwicklung der optischen Industrie sehr bedeutsam geworden.Er führte Experimente zur spektralen Zerlegung des Lichtes durch. Als Referenz dienten dabei die nach ihm benannten dunklen Linien des Sonnenspektrums. Fraunhofer erkannte auch, daß es möglich sei, durch Änderungen der Bestandteile, Glasarten zu erzeugen, die die Spektren des Lichtes weniger streuten, als die bis dahin gebräuchlichen Gläser. Fraunhoferlinien sind Absorptionslinien im Sonnenspektrum, die dadurch entstehen, dass Sonnenstrahlen beim Durchgang durch die Photosphäre oder Chromosphäre absorbiert werden. Dazu sieht man, entsprechend der Wellentheorie, die Gasteilchen in diesen Schichten als Resonatoren an, die durch das eintretende Licht zur Resonanz angeregt werden und dann gleichfrequentes Licht nach allen Seiten aussended. Dadurch wird die Lichtausbeute für die Frequenz geringer, und sie erscheint im Sonnenspektrum als dunkle Linie
Bedeutende
Fortschritte bei der Auflösung brachten die Konstruktionen von Ernst Abbe. Er
hatte als Sohn eines Spinners mit knappsten Mitteln seine Hochschulstudien in
Jena und Göttingen absolviert, war dann zwei Jahre als Lehrer der Physik in
Frankfurt am Main tätig gewesen und ab 1863 als Privatdozent für Physik
in Jena, wo Carl Zeiss als Universitätsmechaniker arbeitete. Bei
ihm lernte Abbe die Praxis des Instrumentenbaus. Er erkannte rasch, daß mit der üblichen Methode des Ausprobierens, Pröbeln wie es in Jena hiess, nur Durchschnittliches geleistet werden konnte. Er suchte deshalb nach einem Physiker, der ihm durch Vorausberechnung einen hohen Standard sichern sollte. Dieser Physiker war Ernst Abbe . Ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit war die 1878 gelungene Konstruktion einer homogenen Ölimmersion, mit der die Auflösung dramatisch gesteigert werden konnte..
Ölimmersion 1878 Die Apertur wird gesteigert, wenn der Brechungsindex des Mediums >1 (Luft) ist. Bei einem maximalen Öffnungswinkel von 67.5° erhält man eine Apertur von 1.515 x 0.92=1.4. (0.95 ist die oberste Grenze der Apertur bei einem Öffnungswinkel von 72°.) Ist die Apertur bekannt kann man nach der Formel d=l/2A das Auflösungsvermögen berechnen. Bei normalem Licht wird l als 550 nm (grün) gesetzt. d=550/2x1.4=200nm .
1879 wandte sich Abbe einem anderen
Grundproblem der mikroskopischen Optik zu, der Korrektur der sphärischen und der
chromatischen Aberation. Abbe produzierte in Zusammenarbeit mit dem Glastechniker Friedrich Otto Schott (1851‑1935) neue Glassorten mit definierten Konstanten. Vor allem Borat‑, phosphat und Silicatgläser wiesen die optischen Eigenschaften auf, die für eine Verbesserung der Objektive nötig waren.
August Köhler (1866-1948) entwickelte 1904 in Zusammenarbeit mit seinem Kollegen von Rohr bei Zeiss ein Ultraviolett-Mikroskop, um mit der kleineren Wellenlänge eine höhere Auflösung zu erreichen. Das Licht wurde von einer Cadmiumlampe erzeugt, die Optik wurde aus Quarz gefertigt. Dieses Mikroskop war sehr teuer und auch eingeschränkt einsetzbar, eröffnet aber der Fluoreszenzmikroskopie neue Wege. Als hervorragende Mikrophotograf entwickelte Köhler eine standardisierte Beleuchtung, die sogenannte Köhler´sche Beleuchtung, bei der Objekt, Iris- und Aperturblende in einer konjugierten Fokusebene stehen. Ein quantitativer Einsatz der Mikroskopie, z.B. als Photometer oder bei der Bildanalyse, ist erst durch diese Beleuchtung möglich.
1935 entwickelte der holländische Physiker Frits Zernike (1888 - 1966) das Phasenkontrastverfahren, mit dem man kontrastarme und ungefärbte Strukturen darstellen kann.Seine Erfindung wurde fast vergessen, bis sich im zweiten Weltkrieg ausgerechnet die deutschen Militärs dafür interessierten. Er verkaufte sein Patent der Fa. Zeiss und so kamen Anfang 1940 die ersten Phasenkontrasteinrichtungen auf den Markt. 1943 konnte erstmals der Biologe Kurt Michel mit diesem Verfahren die Zellteilung beobachten und filmen. Das Verfahren wurde sehr wichtig in der Routinediagnostik. 1953 wurde Zernike dafür mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Prinzip: Gefärbte Präparate in einem Mikroskop absorbieren Lichtstrahlen, d.h. sie verringern die Amplitude der Lichtwellen unterschiedlich stark. Diese Unterschiede werden als Helligkeitsunterschiede wahrgenommen. Ungefärbte Präparate haben diese Eigenschaft nicht, jedoch wird die Geschwindigkeit der Lichtwellen beeinflusst. Es kommt zur Phasenverschiebung gegenüber den Lichtwellen, die das Objekt nicht durchdringen. Durch Einsatz einer ringförmigen Phasenplatte in der hinteren Brennebene des Objektivs wird erreicht, dass die Helligkeit von abgebeugtem und nicht gebeugtem Licht angepasst werden muss. Die Mehrzahl biologische Objekte hat eine Phasenverschiebung von 1/4 Wellenlänge. Diese wird so verschoben, dass die Phasenverzögerung 1/2 Wellenlänge beträgt. Damit fallen bei der Interferenz der Lichtwellen Wellenberg auf Wellental, es erfolgt eine Auslöschung. Ein vorher nicht sichtbares Phasenobjekt eerscheint im Zwischenbild jetzt dunkel auf hellem Hintergrund.
In Deutschland wurde neben Jena vor
allem Wetzlar wegen seiner optischen Werkstätten bekannt. Die erste wurde im
Juli 1849 von Karl Kellner (1826‑1855)
gegründet. Die englischen und vor allem die amerikanischen Mikroskope waren damals fast nur in ihren Ursprungsländern verbreitet. Die größeren, für Forschungszwecke geeigneten Modelle hatten zum Teil hervorragende Linsen, sie waren aber speziell in der mechanischen Ausrüstung äußerst kompliziert und deswegen sehr teuer, so daß es kaum möglich war, sie auf dem Kontinent abzusetzen. Indessen gestalteten die französischen und die deutschen Firmen nach englischen Vorbildern den Tisch des Mikroskops um, sie machten ihn dreh‑ und zentrierbar. SchweizIn einem kleinen
brachliegenden Stickereilokal im ehemaligen Balgacher Entenbad schlägt am
26.April 1921 die Geburtsstunde der Firma "Heinrich Wild, Werkstätte für
Feinmechanik und Optik, Heerbrugg". Heinrich Wild wird zum "selbständigen und
verantwortlichen Leiter des Geschäftes" ernannt.1989 Am 1. Januar wird das Unternehmen Wild
Heerbrugg AG in WILD LEITZ AG, Heerbrugg, umbenannt. Die Geschäftsbereiche
Geodäsie und Photogrammetrie werden zu einem Konzernbereich zusammengeführt.
ÖsterreichCarl Reichert Carl Friedrich Wilhelm Reichert wurde am 26.12.1851 in Sersheim, Württemberg geboren. Im Jahre er im Jahre 1865. Wie damals üblich reiste er als Geselle durch Deutschland und die Schweiz. Er wollte in Wetzlar teilhaber von Leitz werden, ihm passte aber nicht die Einflussnahme, die Frau Leitz auf die Geschicke der Firma nahm, sodass er 1876 nach Wien übersiedelte wo er seine Firma gründete. Berühmt wurde sein "Metallmikroskop", ein modular aufgebautes System, das sich in der Materialwissenschaft tdurchsetzte. Die Entwicklung des DIC (Differential Interferenz Kontrast) auch Nurmarsky Beleuchtung genannt, beruht auf der Forschung in der Fa. Reichert.
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