Liebe Gäste,
Zur Eröffnung unserer 13. Ausstellung bei Novartis und der zweiten im
WSJ-360, mit dem Titel „Alles, was misst...“ möchte ich Sie, auch im Namen
von Frau Rixner, die mich wieder unterstützt hat, herzlich willkommen
heissen.
Die Ausstellung spannt einen Bogen von der römischen Schnellwaage,
Feingewichten aus Ägypten, über geodätische Instumente der letzten 200
Jahre, Messinstrumenten aus den Physiklaboratorien, die manchem noch
vertraut vorkommen bis zu banalen Alltagsgegenständen.
Danken möchte ich für Exponate Frau Fünfschilling von der August Raurica,
Frau Müller vom Museum der Kulturen und Herrn Edward Loring, Herrn Danigel,
Herrn Duden von London Antiques, der Fa. Gloor, dem Ortsmuseum Muttenz,
vertreten durch die Herren Gysin und Zumbrunn, dem Anatomischen Museum
Basel, Dem Flugplatz Birrfelden, speziell Herrn Heuberger, der Fa. Thommen
in Waldenburg, der Fa. Zühlke, Herrn Roland Suhrer, Herrn Roland Hunziker
und Ildiko Konieczny.
Mein spezieller Dank gilt Frau Ebner und Herrn Litschig vom Gebäude.
Wir haben heute das Vernügen, etwas über die Begradigung des Rheins durch
Tulla, die im Jahre 1817 begann, in einer historischen Interpretation durch
Herrn Klöffler und Herrn Brand von „Facing the past“, die ich herzlich in
Basel begrüssen darf, zu erfahren.
Victor Hugo (1802 ‑ 1885) sagte zu dieser Begradigung, durch die der Rhein
zwischen Basel und Worms um 81 km verkürzt wurde:
"
Als die Natur den Rhein erschuf, hatte sie etwas wüstes und leeres im Sinn,
der Mensch machte eine Straße daraus."
Die Vermessung von Landschaften durch die Geodäten war immer mehr als die
Ermittelung von Längen und räumlichen Daten um die Erdoberfläche
darzustellen. Vielmehr wurde durch diese Technik das Umfeld des Menschen
gestaltet und verändert.
Schon in der Antike korrigierte der Mensch den Lauf von Flüssen,
beispielsweise durch raffinierte Tunnelsysteme zu Bewässerung oder zur
Beschiffung. Von Vitruv, dem genialen römischen Ingenieur gibt es
detailierte Anweisungen dazu, wie man zum Beispiel Wasser umleitet um grosse
Mühlen zu betreiben.
In den Medien wurde gerade in den
letzten Tagen durch das Jahrtausendhochwasser der Elbe ein Bezug zu Tullas
Wirken hergestellt. Natürlich wird unter dem Einfluss dieser Katastrophe im
Wesentlichen nur das negative in den Vordergrund gestellt.
Die
Vorgeschichte der Begradigung des Rheins reicht zurück ins letzte Drittel
des 18. Jahrhunderts. Ich zitiere Christoph Bernhardt : „Die Markgrafschaft
Baden, im staatsrechtlich zersplitterten "Flickenteppich" des deutschen
Südwestens gelegen, und Frankreich als die beiden größten Anliegerstaaten am
Oberrhein sahen seit dieser Zeit vor allem aus zwei Gründen dringenden
Handlungsbedarf für umfassende "Flussbauarbeiten".
Zum
einen verschärften sich die Hochwasserprobleme im Verlauf des 18.
Jahrhunderts insbesondere im mittleren Teil des Oberrheins zwischen Kehl und
Speyer, wo eine Reihe von Dörfern in den 1750er Jahren von schweren
Überschwemmungen heimgesucht wurde und 1778 ein weiteres Hochwasser große
Verwüstungen anrichtete.
Zum anderen rief die
ständige natürliche Verlagerung des Flussbettes permanente Streitigkeiten
sowohl zwischen badischen und französischen Gemeinden um das Eigentum an
Ufergrundstücken und um die - zu dieser Zeit über 2000! - Rheininseln
hervor. Zugleich erwuchsen daraus Konflikte zwischen den beiden Staaten um
den Verlauf der Rheingrenze. Da als Grenze der "Thalweg", das heißt die
Hauptabflussrinne galt, diese sich aber laufend änderte, waren regelmäßige "Flussbefahrungen"
von "gemischten Kommissionen" nötig, um den Grenzverlauf neu festzulegen.“
Durch die Begradigung, der Spiegel schreibt von einer "Wasserautobahn",
fanden die betroffenen Gebiete zur Blüte, der Grenzverlauf zwischen
Frankreich und Deutschland wurde genau definiert und die Gefahr durch lokale
Hochwaser wurde gebannt aber die Probleme Rheinabwärts nahmen in gleichem
Masse zu. Ich erinnere an die Überschwemmungen in Köln. Von Basel bis
Karlsruhe benötigte ein treibender Ast, getragen von einer Hochwasserwelle
zu Tullas Zeiten gute 64 Stunden. Heute kann er in Karlruhe‑Maxau bereits
nach 23 Stunden herausgefischt und zu Rindenmulch verarbeitet werden. Ohne
Tullas Arbeit würde es die Firma Novartis in Basel wahrscheinlich nicht
geben.
Nun bin ich gespannt auf das, was uns „Facing the Past“ darbieten wird. Ich
darf sie dazu in den Hof hinter dem Gebäude bitten. Den Rhein bitte ich Sie,
sich einfach dazu zu denken!
Kurt Paulus