Willkommen im virtuellen Museum der Wissenschaft

aktuell

physik

medizin

chemie

nostalg

links

!

Rede zur Ausstellungseröffnung am 2.0.2002 im WSJ-360

 

Liebe Gäste,

Zur Eröffnung unserer 13. Ausstellung bei Novartis und der zweiten im WSJ-360, mit dem Titel „Alles, was misst...“ möchte ich Sie, auch im Namen von Frau Rixner, die mich wieder unterstützt hat, herzlich willkommen heissen.

Die Ausstellung spannt einen Bogen von der römischen Schnellwaage, Feingewichten aus Ägypten, über geodätische Instumente der letzten 200 Jahre, Messinstrumenten aus den Physiklaboratorien, die manchem noch vertraut vorkommen bis zu banalen Alltagsgegenständen.

Danken möchte ich für Exponate Frau Fünfschilling von der August Raurica, Frau Müller vom Museum der Kulturen und Herrn Edward Loring, Herrn Danigel, Herrn Duden von London Antiques, der Fa. Gloor, dem Ortsmuseum Muttenz, vertreten durch die Herren Gysin und Zumbrunn, dem Anatomischen Museum Basel, Dem Flugplatz Birrfelden, speziell Herrn Heuberger, der Fa. Thommen in Waldenburg, der Fa. Zühlke, Herrn Roland Suhrer, Herrn Roland Hunziker und Ildiko Konieczny. 

Mein spezieller Dank gilt Frau Ebner und Herrn Litschig vom Gebäude.

Wir haben heute das Vernügen, etwas über die Begradigung des Rheins durch Tulla, die im Jahre 1817 begann, in einer historischen Interpretation durch Herrn Klöffler und Herrn Brand von „Facing the past“, die ich herzlich in Basel begrüssen darf, zu erfahren.

Victor Hugo (1802 ‑ 1885) sagte zu dieser Begradigung, durch die der Rhein zwischen Basel und Worms um 81 km verkürzt wurde:

" Als die Natur den Rhein erschuf, hatte sie etwas wüstes und leeres im Sinn, der Mensch machte eine Straße daraus."

 Die Vermessung von Landschaften durch die Geodäten war immer mehr als die Ermittelung von Längen und räumlichen Daten um die Erdoberfläche darzustellen. Vielmehr wurde durch diese Technik das Umfeld des Menschen gestaltet und verändert.

Schon in der Antike korrigierte der Mensch den Lauf von Flüssen, beispielsweise durch raffinierte Tunnelsysteme zu Bewässerung oder zur Beschiffung. Von Vitruv, dem genialen römischen Ingenieur gibt es detailierte Anweisungen dazu, wie man zum Beispiel Wasser umleitet um grosse Mühlen zu betreiben.

In den Medien wurde gerade in den letzten Tagen durch das Jahrtausendhochwasser der Elbe ein Bezug zu Tullas Wirken hergestellt. Natürlich wird unter dem Einfluss dieser Katastrophe im Wesentlichen nur das negative in den Vordergrund gestellt.

Die Vorgeschichte der Begradigung des Rheins reicht zurück ins letzte Drittel des 18. Jahrhunderts. Ich zitiere Christoph Bernhardt : „Die Markgrafschaft Baden, im staatsrechtlich zersplitterten "Flickenteppich" des deutschen Südwestens gelegen, und Frankreich als die beiden größten Anliegerstaaten am Oberrhein sahen seit dieser Zeit vor allem aus zwei Gründen dringenden Handlungsbedarf für umfassende "Flussbauarbeiten".

Zum einen verschärften sich die Hochwasserprobleme im Verlauf des 18. Jahrhunderts insbesondere im mittleren Teil des Oberrheins zwischen Kehl und Speyer, wo eine Reihe von Dörfern in den 1750er Jahren von schweren Überschwemmungen heimgesucht wurde und 1778 ein weiteres Hochwasser große Verwüstungen anrichtete.

Zum anderen rief die ständige natürliche Verlagerung des Flussbettes permanente Streitigkeiten sowohl zwischen badischen und französischen Gemeinden um das Eigentum an Ufergrundstücken und um die - zu dieser Zeit über 2000! - Rheininseln hervor. Zugleich erwuchsen daraus Konflikte zwischen den beiden Staaten um den Verlauf der Rheingrenze. Da als Grenze der "Thalweg", das heißt die Hauptabflussrinne galt, diese sich aber laufend änderte, waren regelmäßige "Flussbefahrungen" von "gemischten Kommissionen" nötig, um den Grenzverlauf neu festzulegen.“

Durch die Begradigung,  der Spiegel schreibt von einer "Wasserautobahn", fanden die betroffenen Gebiete zur Blüte, der Grenzverlauf zwischen Frankreich und Deutschland wurde genau definiert und die Gefahr durch lokale Hochwaser wurde gebannt aber die Probleme Rheinabwärts nahmen in gleichem Masse zu. Ich erinnere an die Überschwemmungen in Köln. Von Basel bis Karlsruhe benötigte ein treibender Ast, getragen von einer Hochwasserwelle zu Tullas Zeiten gute 64 Stunden. Heute kann er in Karlruhe‑Maxau bereits nach 23 Stunden herausgefischt und zu Rindenmulch verarbeitet werden. Ohne Tullas Arbeit würde es die Firma Novartis in Basel wahrscheinlich nicht geben.

 Nun bin ich gespannt auf das, was uns „Facing the Past“ darbieten wird. Ich darf sie dazu in den Hof hinter dem Gebäude bitten. Den Rhein bitte ich Sie, sich einfach dazu zu denken!

Kurt Paulus