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Antoni van Leeuwenhoek
und seine Zeit


(1632-1723) Mikroskop anklicken!

 


Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers werden auszugsweise Zitate und Textpassagen aus dem lesenswerten Buch von Klaus Meyer, "Geheimnisse des Antoni van Leeuwenhoek"ISBN 3-931660-89-3, erschienen bei PABST SCIENCE PUBLISHERS, benutzt.

Erfindung und Anwendung der ersten Mikroskope

Die beiden linsenoptischen Instrumente Fernrohr und Mikroskop wurden um das Jahr 1600 gleichzeitig in der holländischen Stadt Middelburg, unweit Leeuwenhoeks Heimatstadt Delft erfunden. Die Namen der Erfinder sind umstritten, man nimmt an, es waren Brillenschleifer. Pieter Harting entwickelt in seinem dreibändigen Standardwerk "Das Mikroskop" (Braunschweig, 1886) eine recht einleuchtende Vermutung : Um den Schleifvorgang zu kontrollieren, benutzten die Brillenschleifer eine Lupe, man betrachtete also eine Linse durch die andere. Haben diese Linsen zufälligerweise zueinander den richtigen Abstand, kann ein Fernrohreffekt eintreten.
Galileo Galilei (1564-1642) durchschaute das optische Prinzip schnell und erntete den Ruhm des Erfinders.
Auf das Mikroskop hatte, im Gegensatz zum Fernrohr niemand gewartet. Die Welt des Kleinsten, welche das Mikroskop enthüllen sollte, war im Bewusstsein der Menschen jener Tage nicht vorhanden.
Wer sollte schon das Bedürfnis haben, kleinere Strukturen zu erkennen, als Gottes Schöpfung, das menschliche Auge, wahrnehmen kann. So fiel den "Naturphilosophen" in den ersten Jahrzehnten nichts besseres ein, als Flöhe und Fliegen zu bestaunen. Die ersten einfachen Mikroskope wurden "Flohgläser" genannt und waren speziell für die Betrachtung dieser Tierchen konstruiert.
Erst um die Mitte des Jahrhunderts suchten und fanden einige fortschrittliche Mikroskopiker kleinere, wichtige Objekte, begann Swammerdam (geb. 1636) die Insekten zu zergliedern. Man wird sich allenfalls um wenige Jahre irren, wenn man den Beginn wissenschaftlicher Mikroskopie auf die Siebziger Jahre des 17. Jahrh. ansetzt.

Bau und Optik der ersten Mikroskope

Es gab zwei Typen von Mikroskopen: das einfache "Microscopium simplex" und das zusammengesetzte "Microscopium compositum", wobei merkwürdigerweise das komplizierte vor dem einfachen erfunden wurde.
Das "Microscopium compositum" sah im Prinzip aus wie ein heutiges Mikroskop, d.h. es bestand aus einem Stativ und einem Tubus und trug wenigstens zwei Linsen, das Objektiv und das Okular. Der Tubus bestand aus zwei, meist mit Leder bespannten, Papprohren. Das bekannte Hooke Modell hatte noch eine Zwischenlinse, welche die Helligkeit und das Gesichtsfeld verbesserte, die Vergrösserung aber minderte.
Das zu betrachtende Objekt musste von oben beleuchtet werden, wozu Hooke das Licht eines Öllämpchens mit einer Schusterkugel konzentrierte, eine Erfindung, auf die er sehr stolz war. Allerdings kam im gesamten 17. Jahrh. niemand auf die Idee , einen Beleuchtungsspiegel unter dem Objekttisch anzubringen, um im Durchlicht zu mikroskopieren.
Die Fokussierung geschah durch verschieben der Papptuben. Man kann sich denken, dass eine Feinfokussierung nicht möglich war.
Das einfache Mikroskop wurde als starke Lupe benutzt. Es unterschied sich von einer solchen nur durch eine Befestigungsvorrichtung, gewöhnlich eine Nadel, um das Objekt aufzuspiessen.
Auch die Feinheit der geschliffenen Linsen hielt sich in engen Grenzen: man muss sich nur die simple Linsenschleiftechnik Hookes, abgebildet in seiner "Micrographia" betrachten um zu erkennen, dass damit der Schliff einer bikonvexen Kleinlinse niemals gelingen konnte. Obwohl Hooke als der geniale Experimentator seiner Zeit galt, gelang es ihm nicht, Linsen so fein zu schleifen, wie es für Vergrösserungen mit dem Einfachmikroskop erforderlich war. Geschafft hat das Leeuwenhoek. Wie er es machte, hat er nie verraten.
Auch hatten Mikroskope, die er weitergab, gleich schlechte Abbildungseigenschaften wie die von Hooke, seine eigenen, besseren Instrumente hat er nie jemandem gezeigt. Hat er für seine grossartigen Abbildungen der Mikrowelt etwa einen andern, vielleicht unbekannten Mikoskoptyp benutzt?
Meyer schreibt : "Nirgends fand ich irgendeinen literarischen Hinweis darauf, dass Leeuwenhoek ein Mikrokop mit Stativ benutzte."
In einem Brief des berühmten Mikroskopikers Christian Huygens (1629-1695) an seinen Bruder aus dem Jahr 1679 findet sich die frühe Skizze eines zusammengesetzten Mikroskops mitsamt Tisch und Spiegel. Huygens war Leeuwenhoeks Fürsprecher in der Londoner Royal Society. Diese verräterische Zeichnung sowie einen Bericht des Arztes Thomas Molyneux haben seltsamerweise alle Biographen unberücksichtigt gelassen. Molyneux schrieb 1685, Leeuwenhoek habe ihm erzählt, "er besitze eine andere Sorte Mikroskope, durch die, ausser ihm selbst, kein anderer je hindurchgeschaut habe. Auch ich durfte sie nicht sehen."
Befürchtete der Meister Nachahmer und wollte seinen Vorsprung eifersüchtig wahren. So wissen wir bis heute nicht, welchem Instrument wir die tolle Abbildung von Spermien, in deren Köpfen er kleine Menschen zu sehen glaubte, oder die erste Zeichnung von Mundbakterien verdanken.

 

 



 
25.12.96 / 10.3.02  / 30.12.02 Kurt Paulus