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Carl Zeiss,
Feinmechaniker und Firmengründer,
1816 - 1888 |
Ernst Abbe,
Physiker und Gründer der Stiftung,
1840 - 1905 |
Otto Schott,
Glasforscher und Gründer der Schott Glaswerke,
1851 - 1935 |
Die Carl-Zeiss-Stiftung
In der 1846 gegründeten Werkstätte des Universitätsmechanikers Carl Zeiss (1816 - 1888)
wurde Wissenschafts- und Sozialgeschichte geschrieben.
Im Auftrag von Carl Zeiss schuf der Physiker Prof. Dr. Ernst Abbe (1840 -1905) die Theorie
der Abbildung im Mikroskop. Abbe konstruierte Instrumente, die feinere Einzelheiten der
Präparate sichtbar machten und ihre Farben besser wiedergaben. Die leistungsfähigeren
Mikroskope machten den erfolgreichen Kampf gegen die Infektionskrankheiten möglich und
haben so die Lebensbedingungen der Menschheit entscheidend verbessert.
Abbe formulierte die für viele optische Instrumente fundamentale Sinusbedingung und das
Komparatorprinzip; er konstruierte Instrumente zur Qualitätskontrolle und das binokulare
Prismenfernglas mit erweitertem Objektivabstand. Er befruchtete die Photooptik; von seinen
Berechnungen führen Entwicklungslinien zur modernen Holographie.
1875 wurde Abbe Teilhaber, 1891 Vorstandsmitglied des Zeiss-Werks. Als Unternehmer war er
an der Modernisierung der Arbeitsabläufe ebenso beteiligt, wie an der Pflege der
internationalen Kontakte. Er engagierte bedeutende Wissenschaftler und stellte so die
Weichen für die Zukunft. auch der Ausbau der Produktpalette ist wesentlich ihm zu danken.
Ernst Abbe
Otto Schott hat in systematischer Arbeit die Abhängigkeit der optischen und anderen
Eigenschaften der Gläser von ihrer Zusammensetzung erforscht und dazu die Verbindung und
die Zusammenarbeit mit Ernst Abbe gesucht und gefunden. Die Entwicklung zahlreicher neuer
optischer Gläser mit bisher nicht gekannten Eigenschaften war das Ergebnis.
Dies führte zur Gründung des späteren Jenaer Glaswerks Schott & Gen. durch Otto
Schott, gemeinsam mit den Genossen Ernst Abbe, Carl Zeiss und dessen Sohn Roderich Zeiss.
Das Werk erhielt vom Preussischen Staat eine bedeutende finanzielle Unterstützung. Otto
Schott stellte mit seinen Arbeiten die Glastechnik auf eine wissenschaftliche Basis: er
gilt als der Begründer der modernen Glastechnologie.
Weltweit anerkannte Pionierleistungen von Otto Schott waren, neben dem bereits erwähnten
optischen Glas, das alterungsbeständige Thermometerglas sowie chemisch und thermisch
widerstandsfähige Borosilicatgläser. Er war der Erfinder des hitzebeständigen Glases.
Seine Gläser mit fein abgestuften optischen Konstanten machten erst die moderne Optik und
die leistungsfähigeren, insbesondere farbtreueren Mikroskop- und Fernrohroptiken von
Zeiss und Abbe möglich.
Ebenso bedeutend wie die von Zeiss, Abbe und Schott eingeleiteten wissenschaftlichen
Entwicklungen waren die Leistungen von Abbe als Sozialreformer: 1889 gründete er die
Carl-Zeiss-Stiftung, die er 1891 zur Alleineigentümerin des Zeiss-Werks und, mit
Zustimmung von Otto Schott, zur Teilhaberin des Glaswerks machte. Otto Schott bestimmte
dabei, dass sein Anteil später - spätestens nach seinem Tode - auch an die
Carl-Zeiss-Stiftung fallen sollte, und hat dies bereits 1919 vollzogen.
Das von Abbe ausgearbeitete Stiftungsstatut garantierte in bis dahin unbekanntem Ausmass
die persönlichen Rechte der Mitarbeiter innerhalb des Betriebes und verbesserte ihre
soziale Situation durchgreifend. Die Anstellung und berufliche Entwicklung eines
Mitarbeiters durften nur noch von seinen Fähigkeiten und Leistungen abhängen, nicht von
Herkunft, Religion und politischer Meinung.
Die Arbeiter konnten eigene Vertretungen wählen. Alle Mitarbeiter erhielten das Recht auf
feste Mindesteinkommen, Neunstundentag (ab 1900 Achtstundentag), bezahlten Urlaub,
Krankengeld, Gewinnbeteiligung und eine Invalidität- und Altersversorgung. Um diese, der
Sozialgesetzgebung zum Teil um Jahrzehnte vorauseilenden, Errungenschaften möglich zu
machen, gab Abbe mit grossem Weitblick der wirtschaftlichen Sicherung der
Stiftungsbetrieben - und damit der Arbeitsplätze - Vorrang.
Auf diesen wissenschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Grundlagen hat die
Carl-Zeiss-Stiftung selbst schwerste Krisen überwunden. Im zweiten Weltkrieg wurden die
Betriebe der Stiftung in Jena teilweise zerstört. 1945 wurde Jena von amerikanischen
Truppen besetzt. Vor der Eingliederung Thüringens in die von den Sowjets kontrollierte
Zone nahmen die amerikanischen Truppen die Führungskräfte der Stiftungsunternehmen,
einschliesslich aller Bevollmächtigten der Carl-Zeiss- Stiftung mit in den Westen nach
Heidenheim, im heutigen Baden-Württemberg. Im nahen Oberkochen wurde ab 1.8.1946 -
zunächst in gemieteten Fabrikhallen - ein neues optisches Werk aufgebaut. Die
Glasspezialisten fertigten vorübergehend in Zwiesel und Landshut, bevor 1952 ein völlig
neues Glaswerk in Mainz in Betrieb ging.
Die Stammwerke in Jena wurden demontiert, die Carl-Zeiss-Stiftung enteignet und die Firmen
Carl Zeiss und Schott vorübergehend aus dem Handelsregister gestrichen. Der Stifter Ernst
Abbe hatte unbedingt ausgeschlossen, dass die Stiftung auf den Besitz ihrer Betreibe
verzichtet. Durch deren Umwandlung in Staatsbetriebe war der Stiftung die
Existenzgrundlage in Jena entzogen. Sie konnte nur in der Bundesrepublik Deutschland, auf
der materiellen Basis des ihr hier verbliebenen Vermögens, auf der organisatorischen
Basis hier wirkender rechtmässiger Stiftungsorgane und auf der ideellen und rechtlichen
Basis des hier beachteten Abbeschen Stiftungsstatuts fortbestehen.
Konsequenterweise hat die baden-württembergische Landesregierung daher 1949 Heidenheim
zum neuen Sitz der Stiftung bestimmt.
Am 1. Mai 1954 konnten die Stiftungsbevollmächtigten die Wiedereinführung wesentlicher
Sozialleistungen nach dem Stiftungssatut bekanntgeben.
Carl Zeiss und Schott haben seither Tausende von Arbeitsplätzen geschaffen und eine
Fülle technologischer Neuheiten entwickelt. Die Unternehmen der Carl-Zeiss- Stiftung
gehören heute zu den international angesehensten deutschen Industriebetrieben.
12.9.96 Kurt Paulus