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Der Feldscherer
Ciba-Zeitschrift Nov.1933
Bearbeiteter Inhalt:
1.Vom Feldscherer
2. Von der Ausrüstung der
Feldscherer
Von Dr. med. Lutz Tallot
Das Feldschererwesen, die Kenntnisse und die Methoden des
Feldscherers, und endlich die wechselnde soziale Wertung des Feldscherers sind nur
verständlich, wenn man sich der Einrichtungen und Auffassungen des Mittelalters erinnert,
die die Entwicklung des Feldschererwesens ermöglichten und bestimmten.
Mit dem Aufblühen des Badewesens im Mittelalter entwickelte sich ein neuer Beruf, der des
Baders. Gegen bestimmte Abgaben erhielten die
zunftmäßig eingegliederten Bader das Recht, öffentliche Badestuben einzurichten und
gewerbsmäßig zu betreiben. In diesen Badestuben wurden nicht nur die damals sehr
beliebten Schwitzbäder genommen, sondern auch Wasser- und Kräuterbäder, gelegentlich
auch Mineralbäder. In den größeren und stark besuchten Badestuben ließ der Bader das
Heizen der Bäder meist durch Badeknechte und Mägde besorgen und wählte unter den
gelernten Badeknechten und ungelernten Helfern anstellige Burschen aus, denen er das
Haarschneiden und Rasieren der Badegäste, das ebenfalls als Scheren"
bezeichnet wurde, überließ. Auch das Schröpfen, das mit Vorliebe nach dem Schwitzbad
vorgenommen wurde, ließ der Bader häufiger durch seine Helfer ausführen, ebenso das
Verbinden von Geschwüren und kleineren Wunden. So entstand allmählich eine Gruppe von
Gehilfen des Baders, die als nicht zur Zunft gehörig kein Recht hatten, selbst eine
Badestube zu betreiben, die aber alles ausführen durften, was nicht unbedingt an die
Badestube gebunden war, wie z. B. die Wundbehandlung und das Aderlassen. Zu diesen
Verrichtungen kam, nachdem man gelernt hatte, anstelle des Schwitzbades den Seifenschaum
zum Erweichen der Barthaare anzuwenden, das Rasieren. Immer deutlicher gliederten sich
allmählich die Scherer ab von den Badeknechten und sonstigen Helfern des Baders, was
nicht hinderte, daß die Scherer ebenso wie Bader, Badeknechte und Mägde zunächst auch
als "ehrlos" angesehen wurden. Es sei darauf verzichtet, andere Auffassungen
über das Zustandekommen der Abtrennung der Scherer von den Badern hier wiederzugeben.
In erbittertem Kampfe mit Zünften und Obrigkeit eroberten sich die Scherer mühsam, aber
zielbewußt ihre Rechte und gliederten sich verschiedenen Zünften, zum Teil den Badern
an. Neben dem eigentlichen Schererhandwerk betrieben die Scherer aufs eifrigste die
Wundbehandlung, die Versorgung von Knochenbrüchen, das Aderlassen usw., kurz es gelang
den Scherern, die sich bald auch Wundärzte und Chirurgen nannten, allmählich die kleine
Chirurgie zu ihrer Domäne zu machen und die Bader auf diesem Gebiete immer mehr
zurückzudrängen.
Man darf hierbei nicht vergessen, daß es zu jener Zeit nur wenig Ärzte gab, und muß
sich an die Art der Heilkunde im Mittelalter erinnern. Die Errungenschaften der
hippokratischen und galenischen Medizin waren zum Teil in Vergessenheit geraten; die Zahl
der medizinischen Ausbildungsstätten war gering, brauchbare Lehrbücher gab es wenig.
Zwar haben die großen Meister der Medizin wie Ambroise Paré, Vesal(ius),
Boerhaave u. a. die Heilkunde erheblich gefördert; ihr Schülerkreis war aber klein und
damit ihre Wirkung auf die Gesamtheit der Ärzte nicht weitreichend und nachhaltig genug.
Dazu kam, daß damals Sektionen nur ausnahmsweise vorgenommen wurden, so daß es sehr
schwer war, sich durch anatomische Studien die Grundlagen der Medizin zu verschaffen.
Auf einigen berühmten Universitäten konnte man im Mittelalter zwar Medizin studieren,
aber das Studium beschränkte sich fast ausschließlich auf die innere Medizin, der
Unterricht bestand hauptsächlich im Studium der Literatur. So wurden allerdings
"gelehrte", aber einseitige Ärzte herausgebildet. Alle technischen Dinge
überließ der Arzt dem Scherer, Bader und dem Balbierer.
Der Arzt bestimmte zwar oft unter genauer
Berücksichtigung der Stellung der Gestirne, wann ein Aderlaß auszuführen sei, wann und
wie geschröpft werden müsse, aber die Ausführung war nicht seine Sache. All diese
Dinge, ebenso wie die Behandlung von Knochenbrüchen u. a. m. galten - in manchen
Landstrichen noch bis zum Ende des 17. Jahrhunderts
- als freie Kunst, in der sich jeder betätigen konnte, der wollte. Das ist der Grund,
warum neben sich ärztlich betätigenden Balbierern, Badern und Scherern noch ein Heer von
Scharlatanen durch die Lande zog um als Marktschreier, Zahnbrecher, Starstecher,
Steinschneider usw. auf den Märkten seine Kunst anzubieten.
Im Rahmen der Zünfte entwickelten sich die Scherer zielbewußt, sie versuchten eine
strenge Auslese zu halten unter denen, die sich zur Aufnahme in die Zunft meldeten; im 18. Jahrhundert führten sie Prüfungen für ihre Gesellen ein; wer nicht
bestand, durfte keine Chirurgie betreiben und sich nicht Chirurg und Wundarzt nennen. Auch
eine Art Standesgericht entwickelten die Schererzünfte, sie hielten sehr auf ihren
mühsam erworbenen guten Ruf. Bei dem Mangel an gelehrten Ärzten wurden die Scherer
häufiger Stadt- und Spitalärzte, waren allerdings meist einem gelehrten, gelegentlich
kontrollierenden Arzt unterstellt.
Kriegsfähnlein der Basler Chirurgeninnung.
15. Jahrh. Historisches Museum Basel
Aufs engste verknüpft mit der Entwicklung des Schererstandes und dem Niedergang des
Badergewerbes entwickelte sich das Feldschererwesen. Ursprünglich wurden im Mittelalter
bei Kriegszügen alle Personen zu Hilfeleistungen bei Verwundeten und Kranken eingestellt,
die sich auf Grund von Aufrufen gemeldet hatten. So kam es, daß ein Haufe unwissender und
beutegieriger Gesellen die erste Wundversorgung bei den Verletzten im Kriege ausübte.
Aber bald wurde es bei allen Heeren Europas Sitte, zur Versorgung der Verwundeten
vorwiegend solche Personen heranzuziehen, die eine gewisse Vorbildung als Balbierer, Bader
oder Scherer erlangt hatten. Sie wurden Feldscherer
oder Feldscher genannt, eine Bezeichnung, die zum
ersten Male im 14Jahrhundert bei schweizerischen Heeren angewandt
wurde. Zunächst waren also die Feldscherer, da sie mit Waffen ausgerüstet wurden, halb Landsknechte und halb Scherer und Balbierer. Sie waren
schlecht bezahlt und rangierten hinter Trommlern und Pfeiffern. Daß die Feldscherer lange
Zeit in primitiver, oft barbarischer Weise mit den Verwundeten umgingen, erklärt sich aus
den Anschauungen der Zeit und ihrer mehr als mangelhaften Vorbildung.
Marketenderin und Gehenkter von Urs Graf (1525)
Aderlassen und Schröpfen, die Anwendung von Brech- und Abführmitteln, die Verordnung von
Rezepten, die mehr als ein Dutzend, meist völlig unwirksamer Bestandteile enthielten, das
Ausbrennen der Wunden mit dem Glüheisen, das Suchen nach Kugeln, die in die Muskulatur
eingedrungen waren mit besonderen Zangen, das Einrenken unter Anwendung derbster Methoden,
das rücksichtslose Amputieren, das alles charakterisierte lange Zeit die Tätigkeit des
Feldscherers. Dazu kamen abergläubische Maßnahmen in Hülle und Fülle, Amulette und
Wundersegen wechselten mit mysteriösen Pulvern und Salben. Eine große Rolle spielte ein
Pulvis sympatheticus und eine Salbe Unguentum stellatum oder armarium genannt. Es
wurden auch gegeben: Abkochungen von roten Rosen mit Honig, präparierte, mit einer
Feile abgefeilte Stahlspäne, Vitriolöl, Grünspan in Essig gekocht und mit Honig
versetzt und ähnliches mehr. Mit diesen Substanzen wurde oft verschwenderisch umgegangen
und den Kranken mehr geschadet als genützt.Wie trotz des trostlosen Ausganges vieler
Kuren und Operationen die Feldscherer sich selbst beurteilten, zeigen die damals sehr
beliebten Verse, in denen Feldscherer ihre Künste priesen.
Einer lautet:
Bin kunstreich, erfahrn
wohlgeübt, Ich hab zu Feldt und andern endt Allzeit mancherley Instrument Bin auch
versehn mit Artzney jedem Knecht zu helffen gar frey, Er sey geschlagen oder gestochen,
Verwundt oder ein Bein gebrochen, Gefalln, verbrandt oder geschossen, Dem hilf ich ganz
unverdrossen.
Bis etwa Anfang des XV. Jahrhunderts vertrauten sich die Kriegsknechte
auf gut Glück einem der Feldscherer an, die sich beim Troß aufhielten. Erst unter Kaiser
Maximilian 1. (1493-1519) kam eine gewisse Ordnung auf, insofern, als er den Hauptleuten
zur Pflicht machte, für jedes Fähnlein einen tüchtigen Feldscher bereitzustellen und
ihn mit Arzneien und Instrumenten auszurüsten. Einer gewissen Kontrolle waren die
Feldscherer durch den Oberfeldarzt unterworfen, der auch darauf zu sehen hatte, daß die
Feldscherer den Soldaten nicht zu viel Geld abnahmen. Unter den Oberfeldärzten, die sich
gewöhnlich in unmittelbarem Gefolge des Heerführers befanden, waren meist tüchtige, auf
einer Fachschule gebildete Ärzte. Trotz dieser damals wiederholt einsetzenden Versuche,
die Versorgung der Verwundeten und Kranken des Heeres planmäßig auszugestalten und trotz
der erstaunlichen wissenschaftlichen und praktischen Leistungen einzelner Feldscherer wie
z. B. Ambroise Paré, blieb der Durchschnitt der Feldscherer noch lange Zeit unwissend.
Nur allmählich gewann eine größere Zahl von Feldscherern gewisse, vorwiegend
technische Kenntnisse, besonders auf dem Gebiet der kleinen Chirurgie. Damit
stiegen die Feldscherer im Rang, in der Besoldung und im Ansehen. In bebilderten
Lehrbüchern versuchten erfahrene und schreibgewandte Feldscherer dem Nachwuchs die
wertvollsten Erkenntnisse ihres Berufslebens zu übermitteln. Nicht allzu selten kam es
vor, daß besonders geschickte Feldscherer, nachdem sie Kompagnie und Regimentschirurgen
geworden waren, von Behörden angestellt wurden, um die ärztliche Versorgung von Städten
oder größeren Landbezirken zu übernehmen. In manchen Städten wurden die chirurgischen
Stationen der Krankenhäuser noch bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts von ehemaligen
Feldscherern geleitet.
Aber die Klagen über die mangelhafte Versorgung der Verwundeten durch die Feldscherer
wurden auch noch im 18. Jahrhundert laut. In einem 1774 erschienenen
Unterrichtsbuch für Unterwundärzte heißt es: "Unsere Wundärzte werden leider
größtenteils beim Barbierbecken gebildet. Drei Jahre stehen sie bei den Barbieren und
Badern in der Lehre. Nach Verlauf dieser Zeit werden sie Gesellen und haben weiter nichts
gelernt, als den Bart putzen, Pflaster streichen und Aderlassen; das letztere oft
handwerksmäßig. Viele können nicht einmal lesen und wenn sie auch dieses können, so
wissen sie oft ebenso wenig wie ihr Lehrer, was sie lesen sollen."
So häufig auch von einsichtigen und für die Gesunderhaltung und Wundpflege der Soldaten
immer wieder eintretenden Ärzten und Heerführern hie und da Versuche zu einer
einheitlichen und gründlichen Ausbildung der Feldscherer unternommen worden waren, erst
gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde planmäßig in fast allen
Ländern versucht, den Feldscherer endgültig vom Scherer- und Barbiererstand zu trennen.
Wie sehr die Feldscherer noch im 18. Jahrhundert mit dem
Schererstand verbunden waren, zeigt sich u. a. auch darin, daß damals noch das Zelt des
Feldscherers, in dem er seine Arbeit verrichtete, seine Medikamente und Instrumente
aufbewahrte, mit dem weithin sichtbaren Schererbecken kenntlich gemacht wurde. Dieses
Schererbecken, das auch häufig die Arzneikästen zierte, war für den Feldscherer
übrigens ein sehr wichtiges Abzeichen, denn es wies seine enge Verbundenheit nach mit den
einst so mächtigen und angesehenen Scherer- und Chirurgenzünften und Vereinigungen.
Etwa Mitte des 18. Jahrhunderts, teilweise etwas später, fand bei
fast allen Heeren eine einschneidende Änderung im Feldschererwesen statt. Die Feldscherer
erhielten endlich besonderen Unterricht, in dem ihre Allgemeinbildung begründet wurde und
in dem sie für die besonderen Anforderungen des Militärsanitätswesens gründlich
vorbereitet wurden.
Als im 19.. Jahrhundert die schnellen Fortschritte der Chirurgie und der Medizin neue
Aufgaben brachten, erlosch, außer bei dem russischen Heere, das Feldschererwesen
vollständig und Ärzte übernahmen die vielgestaltigen hygienischen und medizinischen
Aufgaben, die das Heer stellte. Mit den stehenden Volksheeren entwickelte sich ein
zielbewußt gegliedertes Sanitätskorps, aus dem in allen Staaten bedeutende Mediziner
hervorgingen.
Ausschnitt aus "Sempacher Schlacht"
Hans Rudolf Manuel Deutsch, 1551
Siehe dazu: Wolfgang Michel : Leipziger Fehlgriffe - Zum Konflikt zwischen Badern und Barbieren im 17. Jahrhundert
In: Genbun Ronkyû (Studies in Language and Literature), No. 6 (Fukuoka, March 1995), pp. 105-110
Von Dr.
med. G. A. Wehrli, Zürich
Bekanntlich war die Kriegsführung
bis weit in die Neuzeit hinein in mancher Hinsicht eine viel grausamere als heutzutage,
indem man nicht nur auf eine Außerkampfsetzung sondern auf die Vernichtung des Feindes
ausging. Deshalb wurden denn auch die wehrlosen Verwundeten des Feindes kurzerhand
erschlagen. Man machte sauberen Tisch und tötete sich gegenseitig. Das hatte zur Folge,
daß das Militärsanitätswesen lange relativ schlecht ausgebaut war, denn nur für die
wenigen, dem Tode Entronnenen brauchte man ärztliche Hilfe. Da genügten denn für einen
Auszug von mehreren Tausend Soldaten 2-3 Feldscherer. Sie waren dem Stabe zugeteilt, waren
zum Teil beritten und standen im Offiziersrang. Die relativ große Zahl der zivilen
Chirurgen aber, die in Innungen zusammengeschlossen waren, verwendete man in erster Linie
als kombattante Truppe und organisierte sie militärisch wie die übrigen Zünfte.
Übrigens waren auch die Feldscherer lange mit der Büchse ausgerüstet und halfen also
auch ihrerseits den Feind zu vernichten.
Der Feldscherer besorgte den Dienst sowohl des heutigen Sanitätsoffiziers, wie des
Sanitätssoldaten, ja entsprechend der früheren Auffassung des Chirurgenberufs als
Handwerk, war er auch bis weit ins 18. Jahrhundert hinein zum Rasieren der Offiziere und
Soldaten verpflichtet. Seit dem 17. Jahrhundert treten Regiments- und Kompagniefeldscherer
auf, sodaß auf 200 Mann ein Feldscherer kam, und im 18. Jahrhundert wuchsen sie an Zahl
und an Ansehen und man ernannte Oberstabs- und Unterstabschirurgen, Chirurgen-Majore und
sogar einen Generalchirurgus und einen Feldmedicus.
Die Ausrüstung nun der Feldscherer brachten diese zum Teil selber mit, zum Teil hatte man
in den Zeughäusern für Kriegszeiten vorgesorgt. Spezielle Uniformen kamen im 18.
Jahrhundert auf, diejenige des Regimentsfeldscherers war der Offiziersuniform angeglichen,
während dem der Kompagniefeldscherer Mannschaftsuniform trug mit verädertem Kragen und
Aufschlägen, dazu silberne oder goldene Bordierung des Hutes und statt des Säbels einen
Unteroffiziersdegen ohne Quaste. Die Ausstattung mit Instrumenten war recht
unterschiedlich. Als Standesabzeichen und nie fehlendes Requisit muß das Scherbecken betrachtet werden. Dann ist in den
Zeughausinventarien und in den Ausrüstungsvorschriften von Futteralen und Bulgen mit
chirurgischem Werkzeug die Rede und von Feldarzneikisten oder Koffern, über deren
reichliche Dotierung mit allerhand für unsere heutigen Begriffe teils absonderlichen
Medikamenten und Verbandmaterial ausführliche Listen vorhanden sind. So enthielt im 18.
Jahrhundert die Bulge eines zürcherischen
Kompagniefeldscherers, die ein "Frater" bei jeder Dislokation der Truppe über
die Schulter hängend bei sich haben mußte: 1. ein messingernes Scherbecken, 2. ein
Aderlaßzeug bestehend aus Etui mit Schnepper und 6 Ersatzklingen, 1 Waschschwamm, eine
Scharlachbinde, 6 Lässerbinden, 3. einen Sack mit krummer und gerader Inzisionsschere,
eine Pflasterschere, ein Kornzängli, eine gerade Hohlsonde, i Brustsonde, 1 Bistouri, 1
Spatel, 1 Löffel, 4. ein Tourniquet mit allem Zubehör, 5. ein Schächtelchen mit
Heftnadeln und Ligaturen, 6. an Verbandzeug 4 zirkuläre Binden, 9 Kompressen, 4 Lot
Charpie, Lärchenschwamm, 7. zwei Kartonfutterale mit Empl. Oxicr, Empl. Defens. und Empl.
Diapalmae, g. drei Flaschen mit Aq. Vuln. Theden. conc., Liq. anodyn. Min. Hoffm., Spirit.
sal. armon. volat., g. Empl. vesicat. conc., Flores chamom. rom., Pulv. rhabarb. comp.,
Pulv. sacchar. emet., Pulv. digest. temp.
Weit reichlicher ausgestattet war dann die Feldkiste eines
Regimentsfeldscherers. Sie enthielt nach den Angaben von Muralts an Instrumenten: etliche
Schermesser, 2 Bistouris, etliche Lanzetten zum
Aderlassen und um Geschwüre zu öffnen, 2 Scheren um Binden zu machen und Inzisionen, ein kneipenförmiges
Messer, eine Beinsäge (zur Amputation), Zangen (zum
Zahnziehen), Rabenschnabel, 2 Kugelzieher ( zum Anbohren und Herausziehen der bleiernen
Geschosse), Kornzänglein, allerhand Sonden, Nadeln zur Wundnaht mit Zubehör, 2 Spritzen
mit langen Röhrchen (Wundspritzen), ein Trepan mit
allen seinen Teilen, Klistierspritzen, Schwamm, Mörser.
An Verbandzeug führt Muralt an:
ein Fäßlein voll Schlyssen (Leinwandfasern), ein Faß mit alten Leintüchern
und Hemden, 4 Dtz. Servietten, allerhand geschnittene Binden, für Schenkelverbände 4
Finger breit, für den Unterschenkel 3 Finger breit, ebenso für den Arm und für Finger
und Zehen i Finger breit. Dazu kommen einige Dtz. Stecken, Krücken und Feldbetten. Groß
ist schließlich die Liste all der Medikamente, der Pflaster, Salben, Latwerge, Wasser,
Oele und Pulver, mit denen man in der vorantiseptischen Zeit den Wundkomplikationen
beizukommen versuchte oder gar auf internem Wege den Wundheilungsverlauf zu beeinflussen
glaubte. Obenan stehen die Wundtränke, bestimmte Pflanzenabkochungen, von denen gewisse,
wie der Hallwyler Wundtrank-, besonderes Ansehen genossen, dann die sogenannten
Brandlöschungsmittel, die Bruchsalben, Wundbalsame, Blutstillungs-, eiter und
blasenziehende Mittel und Kraftwässer. Die im Altertum und Mittelalter so
hochgeschätzten Theriak und Mithridat fehlen nicht, ebensowenig andere für unseren
Geschmack recht unappetitliche Mittel wie Oleum Lumbricorum, Scorpionum oder das Empl. de
spermate Ranarum.
Instrument zur Mamma-Amputation
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